Zwei verschiedene Welten mit manchen Gemeinsamkeiten

Heute, am 21. Juni 2011, hatte die Deutsche AIDS-Hilfe in Berlin eine Delegation aus China zu Gast, der Vertreterinnen und Vertreter aus staatlichen Institutionen und Nichtregierungsorganisationen angehörten.

Bei einer Begegnung wie dieser stellt sich zwangsläufig die Frage, was die HIV-Arbeit im „Reich der Mitte“ mit der in Deutschland gemeinsam hat. Auf den ersten Blick sehr wenig, wie sich im Gespräch mit den Gästen herausstellte. In China mit seinen 1,4 Milliarden Einwohnern bedeutet HIV-Prävention etwas völlig anderes als hierzulande, wo gerade einmal 80 Millionen Menschen leben. Auch kann man in China nicht auf eine vergleichbare Geschichte der HIV-Prävention und der Selbstorganisation zurückblicken.

Im Mittelpunkt des Austauschs stand das bewährte DAH-Konzept der „strukturellen Prävention“, das auf Emanzipation, Empowerment und Beteiligung der von HIV Betroffenen und Bedrohten setzt und auf die Veränderung von Verhältnissen zielt, die gesundheitsbewusstes Handeln behindern. DAH-Referent Dirk Schäffer veranschaulichte diese Ansätze am Beispiel der Drogenarbeit. Vieles war für die Gäste ungewohnt, denn Angebote wie Drogenkonsumräume oder die Diamorphinvergabe sind in einem Land, wo Zwangstestungen und Zwangsbehandlung üblich sind, (noch) nicht vorstellbar.

Wissen wollten die Besucherinnen und Besucher vor allem auch, wie ein Bundesverband wie die Deutsche AIDS-Hilfe fachlich funktioniert. Sie waren sichtlich überrascht zu hören, dass die DAH keine zentral gesteuerte Fachorganisation ist, sondern sich über demokratische Elemente wie beispielsweise eine Mitgliederversammlung organisiert.

So verschieden die Welten auch sein mögen, manches haben sie doch gemeinsam: Stigmatisierung aufgrund der HIV-Infektion, Schwierigkeiten am Arbeitsplatz nach einem Outing als HIV-Positiver oder Ausgrenzung aufgrund unbegründeter Infektionsängste gibt es hier wie dort. Einig waren sich die Beteiligten auch in diesem Punkt: Internationale Kooperationen sind für die Arbeit und das Überleben zivilgesellschaftlicher Initiativen in jenen Ländern unverzichtbar, wo es für dieses Engagement keine staatliche Unterstützung gibt – wie beispielsweise in China.

Weitere Stationen der vom Goethe-Institut und dem Auswärtigen Amt organisierten Studienreise sind unter anderem das Robert Koch-Institut, der Deutsche Bundestag und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in Köln.

 

Carolin Vierneisel