Das Olympische Komitee verspricht stärkeren Schutz sexueller Minderheiten

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat den Diskriminierungsschutz seiner Charta um das Merkmal „sexuelle Orientierung“ erweitert.

Zu Beginn seiner 127. Vollversammlung am Montag in Monaco haben die Verantwortlichen der Olympischen Spiele dem ersten von 40 Reformvorschlägen zugestimmt.

Neben Neuerungen beim Bewerbungsverfahren für die Ausrichtung des Sportereignisses wurde auch eine Ergänzung im Punkt 6 der grundlegenden Olympischen Prinzipien beschlossen, in dem jetzt auch explizit die Diskriminierung aufgrund der sexueller Orientierung benannt wird.

Dort heißt es nun: „Jede Form von Diskriminierung bezüglich eines Landes oder einer Person aufgrund von Rasse, Religion, Politik, Geschlecht oder anderer Gründe ist nicht vereinbar mit der Teilhabe an der Olympischen Bewegung.“ Städte, die sich künftig um die Ausrichtung von Spielen bewerben, sollen sich ausdrücklich zu diesen Prinzipien bekennen.

Mit dieser Ergänzung in der Olympischen Charta reagiert das IOC auf die massive Kritik, die an Sotschi als Austragungsort der Winterspiele 2014 geübt wurde. Trotz vorheriger Zusicherung des Gastgeberlandes wurden LGBTI-Proteste in Russland rund um die Winterspiele verhindert, lesbische und schwule Besucher der Spiele waren Drohungen und Verfolgungen ausgesetzt.

Allerdings hatte auch das IOC selbst Sportlern und Aktivisten untersagt, im Rahmen der Winterspiele offen Solidarität mit der russischen LGBTI-Community zu bekunden. In ersten kritischen Stellungnahmen werden die Reformvorschläge des IOC daher als halbherzig bezeichnet.

Das klare Bekenntnis zur Aufnahme eines Verbots sexueller Diskriminierung in die Olympische Charta sei eine richtige Lehre aus Sotschi, die aber nicht weit genug gehe, kritisieren beispielsweise Monika Lazar, Obfrau im Sportausschuss des Deutschen Bundestags, und Özcan Mutlu, Grünen-Sprecher für Sportpolitik, in einer gemeinsamen Erklärung. Darin heißt es unter anderem: „Die Athletinnen und Athleten sollten generell unterstützt und nicht gehindert werden, ihre Meinung im Sinne der Präambel der Olympischen Charta zu äußern.“

Kommentatoren wie Philipp May im Deutschlandfunk bemängeln, dass in keinem der 40 Reformvorschläge das Wort Menschenrechte auftauche: „Dabei war die Sprachlosigkeit des IOC in dieser Frage ja einer der Hauptgründe, warum viele in der westlichen Welt ein Problem mit den Olympischen Spielen von Sotschi hatten.“

(ascho)

Quelle/weiter Informationen:

Link zur Webseite des IOC und den Beschlüssen der Vollversammlung